Hausberge
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Als Münchner beginnen ab dem Loisachtal östlich die Hausberge, die ich häufiger am Sonntag morgen bewandert habe. So auch den Aufstieg zum Heimgarten, Überschreitung zum Herzogstand, Abstieg zum Walchensee und dann über den Jochberg zur Tutzinger Hütte. Leider keine Tour für den vorausgesagten Dauerregen. Also umgeplant: Im Tal am Kochelsee vorbei nach Benediktbeuren, und dann Aufstieg zur Tutzinger Hütte über regenfreundliche Forstwege. So lief ich die neunte Etappe wirklich meist im Regen. Dafür war ich schnell unterwegs und schon gegen 15 Uhr an der Tutzinger Hütte. Eigentlich hatte ich erwartet wegen des schlechten Wetters die Hütte fast für mich allein zu haben, aber weit gefehlt. Es war Montag, und alle am Samstag am Marienplatz gestarteten München-Venedig Wanderer hatten am Montag diese Hütte als Zwischenstation. Das ergab viel Mut zusprechen am Abend in dieser Gruppe, nach den ersten 500hm vor vielen Tausend mehr.
Die zehnte Etappe begann in Wolken, es klarte aber schnell auf. Die lange Schlange vor dem Frühstücksbuffet ließ mich nur ein Müsli und einen Kaffee nehmen, um früh loszukommen. Immerhin sollte es bis zum Tegernsee gehen. Und der frühe Vogel sieht die Steinböcke: Zwei Herden an der Benediktenwand, beide sehr entspannt. Ein kurzer Pfiff (ich wusste gar nicht dass Steinböcke wie Murmeltiere wanderwarnpfeifen), und die Herde macht den Weg frei. Am Brauneckabstieg hat sich seit meiner letzten Besteigung während eines Urlaubs in Lenggriess viel verändert. Ein großes Wasserbecken für Pistenschnee, neue Wege. Nur der untere Teil sah bekannt aus, und der „Ferien auf dem Bauernhof“ Streidlhof ist auch noch da. Wie schön. Schnell die Isar überquert und auf zum Geierstein Aufstieg, der Tegernsee wartet. Leider wurde der Weg mit jedem Höhenmeter unpassierbarer. Der Schnee im Winter hat wohl viele Bäume gelegt. Ich musste unter Bäumen, über Bäume klettern, durch unmarkierte Bereiche aufsteigen. Bei etwa 1200m Höhe reichte es mir, und ich zweigte zu einer Forststraße ab, die den Geierstein und Fockenstein südlich umgeht. Kurz vor der Aueralm (wo es eine Hütte mit Getränke-Selbstbedienung gab, the trail provides) führte diese Weg wieder auf den E4, der dann nach Bad Wiessee abstieg. In Bad Wiessee kurz überlegt da Seefest im Rottach zu besuchen, aber dann nur Salat, Bulgur und Semmeln vom Supermarkt um die Ecke gegessen und das Ludwig-Kapitel dieses Blogs geschrieben. Hier ist tiefstes Hausberg-Land: Schon oft bin ich beim Tegernseelauf um den See gelaufen, oder mit dem Fahrrad hingefahren um zur Aueralm oder zum Wallberg aufzusteigen, und vieles mehr.
Am nächsten Morgen dennoch ein erstes Mal: Mit dem Boot übersetzen nach Tegernsee, denn die elfte Etappe führt zum Schliersee, hoffentlich früh genug für eine Besichtigung bei Slyrs (Whisky vom Schliersee), und endend in Fischbachau am Fuße des Wendelsteins. Von Tegernsee aus war Neureuth schnell erstiegen, der Schliersee umrundet, und pünktlich zur Mittagszeit war ich bei Slyrs. Da musste ich mich gleich mit Spaghetti Bolognese mit Whisky in der Bolognese belohnen. Anschließend eine Distillerieführung. Sehr interessant: Malz aus Niederbayern wird selbst geröstet, die Fässer sehen alle aus wie neu, bis auf ein paar Ausnahmen für Experimente. Und man kann sein eigenes Fass lagern lassen, ab 4000€ ist man dabei. Im Shop dann sehr bedauert, dass ich ja alle Einkäufe bis zum Königsee tragen müsste. Also nur zwei keine Fläschchen gekauft. Probiert habe ich den „1501“, der auf 1501m am Spitzingsee gelagert wird. Da käme keine Schotte mit: Der höchste Punkt dort, der Ben Nevis, ist mehr als 150m Meter tiefer gelegen.
Für die zwölfte Etappe – über den Wendelstein zur Mitteralm an der Zahnradbahn von Brannenburg – war am Nachmittag Regen angesagt, wie auch für die Tage danach. Also früh aufbrechen und noch mal Sonne tanken. Nach Kilometern war diese Etappe die kürzeste des ganzen Weges (unter 20km), also nahm ich mir am Wendelstein viel Zeit für den Gipfelweg, den Panoramaweg, die Höhle (wo ich noch nie war) und eine leckere Erbsensuppe mit Aussicht über einen guten Teil der Strecke bisher. Benediktenwand und Zugspitze waren gut zu erkennen. Gegen 14 Uhr dann Abstieg zur Mitteralm, wo ich um 16 Uhr mit der Warnung empfangen wurde, dass sie gerade renovieren: Es gäbe Zimmer mit Strom und Bodenbelag, aber weder Möbel noch Türen. Also bekam ich mein eigenes Zimmer mit Matratze auf dem Fußboden. Auch gut, vor allem weil es draussen pünktlich anfing zu regnen. Auf Wiedersehen Hausberge, das Inntal und die Chiemgauer Berge östlich davon rufen.