München – Triest Teil 08: Wasseralm – Ingolstädter Hütte

Die ganze Nacht prasselt der Regen aufs Dach des Schlaflagers. Ich schlafe unruhig und bin unsicher ob ich bei der Nässe den Weg über Stock und Stein zur Ingolstädter Hütte schaffe.

Am Morgen regnet es immer noch. Frisch gestärkt mit Wasseralmmüsli ziehe ich Regenhose und Regenjacke über die klammen Wandersachen und gehe los. Gleich nach 50 Metern das erste Hindernis. Der benachbarte See hat viel Wasser bekommen, und der Steg liegt etwa 10cm im Wasser. Die Schuhe halten dicht, uff! Im weiteren Verlauf sollte es noch einige Bäche zu queren geben, und auch der Weg am Rande des Schwarzsees liegt meist unter Wasser. Aber ich muss da durch, der Weg zurück wäre feucht noch unangenehmer.

So geht es weiter, manchmal gefühlt ausgesetzt am Hang (Ich sehe ja nur Nebel, keinen Königsee 800m unter mir), manchmal über reparaturbedürftige Holztreppen. Die Konzentration auf jeden Schritt lässt mich das Kärlingerhaus in fünf statt der auf den normalerweise so defensiv rechnenden gelben Schilder angegebenen vier Stunden erreichen.

Doch jetzt wird es leichter: Der Regen hört auf, und die finalen sechs Kilometer rauf zur Ingolstädter Hütte verlaufen im ansteigenden Bogen durch das Steinerne Meer. Tolle Ausblicke, jetzt wo der Nebel weg ist, und normales alpines Programm über trockenen Stein ohne nassen Stock. Die Hütte selbst ist der reine Luxus: Warme Dusche, grosse helle Zimmer, grosse Auswahl zum Auffüllen der Kalorien.

Steinernes Meer

München – Triest Teil 07: Stahlhaus – Wasseralm

Im Stahlhaus bittet ein Schild „10 Stunden für den Weg zur Wasseralm über Schneidstein einplanen“, Christofs Wanderführer meint „7 Stunden“ für die knapp 14 Kilometer. Ich sollte 8 Stunden brauchen, die erste Hälfte angenehm und mit tollen Ausblicken, die zweite Hälfte durch Wolken und zunehmend durchdringenden Regen. Die Feuchtigkeit machte es auch nötig, jeden Schritt über nasse Steine und Wurzeln extra vorsichtig zu setzen.

Durch das Wandern in Wolken gab es auch keine ablenkenden Blicke zum Königsee und Obersee 800 Meter tiefer unten, während ich den Leitersteig rauf zur Wasseralm balanciere. Die Alm ist urig: Ein grosser Schlafraum mit (Holzofen beheizter!) Gaststube nebenan. Ein Neubau bietet Waschräume und auch einen dringend nötigen Trockenraum für Schuhe und die Wandergarnitur. 

Hoffentlich bleibt es morgen auf dem Weg zur Ingolstädter Hütte trocken!

Der Ausblick ist regnerisch

München – Triest Teil 06: Berchtesgaden – Stahlhaus

Ich bin aufgeregt wie vor einem Megamarsch, denn ab heute gilts: Die Alpenüberquerung beginnt mit dem Einstieg in die Berchtesgadener Alpen!

Die ersten sechs Kilometer haben Promenadencharakter: Entlang der vor fünfzig Jahren abgebauten Bahnstrecke zum Königsee, und dann zum Aussichtspunkt Malerwinkel, wo man den Ausflugs-Elektrobooten zuschauen und dem Echo der Trompeter an Bord lauschen kann. 

Danach beginnen die Höhenmeter: 1200 davon sind zu bewältigen bis zum Stahlhaus, gelegen genau an der Grenze zu Österreich auf 1750m Hohe. Auf halber Strecke wartet praktischerweise die Königsthalalm mit Schorle und Buttermilchkuchen.

So erreiche ich das Stahlhaus bereits am frühen Nachmittag. Genug Zeit das Panorama in Richtung Berchtesgaden und Österreich zu bewundern, mit den anderen Hüttengästen den Weg für morgen zu diskutieren und sich auf das tolle Abendessen zu freuen. Noch bevor es ganz dunkel ist, liege ich in meinem Hüttenschlafsack (Kissen und Decken für drumherum darf die Hütte dieses Jahr wieder stellen), denn morgen geht es früh weiter zur Wasseralm.

Der Königsee

München – Triest Teil 05: Teisendorf – Berchtesgaden

Heute ist endlich der Startpunkt meiner Alpenüberquerung das Ziel: Berchtesgaden. In der BRB RE5 07:04 ab Ostbahnhof bin ich schon Stammgast – heute bringt sie mich ganz ohne 9€-Drängelei nach Teisendorf.

Die Wettervorhersagen waren sich nicht einig: Einzig Kachelmann versprach 0mm Regen zwischen 8 und 18 Uhr – und sollte glücklicherweise Recht behalten. Am Nachmittag zu viele Wolken für Watzmannblick (da gibts in den nächsten Tagen noch genug Gelegenheit…), aber kein Regen – paßt!

Teisendorf ist Heimat der Wieninger Brauerei. Die ersten sechs Kilometer meines Weges führen entlang des „Bierwanderweges“. Eine schöne Idee, leider fehlt Gelegenheit, die in München kaum zu bekommenden Biersorten zu früher Stunde „für später“ zu erwerben – ein Automat wäre toll!

Die nächsten Kilometer blicke ich auf Untersberg und Hochthron – die ersten beiden Etappen des Weges von Salzburg nach Triest, die ich (weil schon gegangen) auslasse.

Ab Bad Reichenhall führt der Weg entlang des alten Soleleitungsweges über Hallturn und Bischofswiesen, bei schönem Wetter mit ständigem Watzmannpanorama, heute leider in den Wolken. Zum Finale ist der Soleleitungsweg oberhalb von Berchtesgaden als Panoramaweg direkt an die Feldwand gehauen – ein toller Abschluß, bevor ich zum Bahnhof absteige.

Kloster Höglwörth

München – Triest Teil 04: Übersee – Teisendorf

Die Wettergöttin liest hier mit, und hat das mit dem „Warmlaufen“ wohl anders verstanden: Die heutige Tour von Übersee weiter in Richtung Berchtesgaden, bis Teisendorf, war zwar wunderschön, aber zu warm.

Als ich in Übersee aus dem Zug steige, fliehen gerade die letzten Morgenwolken gen Osten und vor mir erstreckt sich ein atemberaubend schönes Panorama von Kampenwand bis Hochgern und Hochfelln. Erinnerungen an meinen Maximiliansweg vor drei Jahren!

Erinnern tue ich mich auch dass die von Komoot vorgeschlagene Route entlang der weißen Ache erst seit zwei Tagen wieder offen ist (Brutgebiet), und daher wahrscheinlich noch mannshoch mit Schilf zugewachsen. Das letzte mal hatte ich Wanderstöcke als Sensen dabei, heute nicht, also weiche ich auf den südlicher verlaufenden Jakobsweg aus.

Durch Bergen geht es abwechslungsreich weiter nach Siegsdorf. Vorher jedoch überrascht eine riesige Industrieanlage mitten im Wald. Das Abfüllwerk von Adelholzener. Die Heimat der berühmten Schorlen in Halbliter-Pfandflaschen. Leider am Sonntag kein Ausschank, ich muß mit dem zunehmend lauwarmen Trinkblasenwasser Vorlieb nehmen.

Hinter Siegsdorf kommt ein nicht nur warmes, sondern auch langweiliges Stück immer an der Autobahn entlang. Da hilft nur Kopf leeren und weitergehen, und nördlich der Autobahn bei Neukirchen wird es auch schon besser. Schöner Ausblick bis nach Salzburg, und Wald (Schatten!). Teisendorf zieht sich, aber der Zug hat wegen der leider wieder üblichen 15min Grenzkontrolle in Freilassing entsprechend Verspätung, sodaß ich nicht rennen muß.

Der Garmin 245 war wohl auch zu warm: Ganz am Anfang und am Ende wieder spinnt die Trackaufzeichnung. Hoffe ein Reboot tut gut.

Erfrischung erwünscht

München – Triest Teil 03: Rosenheim – Übersee

Mit der dritten Etappe meines Aufwärmweges zur Alpenüberquerung komme ich langsam aber sicher im Voralpenland an.

Von Rosenheim überquere ich zunächst den breiten Inn nach Osten in Richtung Simssee. Entlang dessen Südufer verläuft ein sehr empfehlenswerter Weg mit Ausblicken auf Schilf und See im Norden und der Kampenwand im Süden.

Zwischen Simssee und Chiemsee sind immer wieder einige Höhenmeter zu überwinden, der Weg verläuft mal über Felder, mal durch Wald. Ich quere erst die Chiemgaubahn von Prien nach Aschau, die sich seit 1982 beharrlich weigert stillgelegt zu werden, dann die Hauptbahn nach Salzburg.

Immer an dieser Hauptbahn entlang geht es weiter bis Übersee, immer mit Blick auf die Berge. Auf halber Strecke wartet noch ein besonderes Highlight: Der alte Torfbahnhof, wo früher Torf aus den Kendlmühlfilzen in Ballen verpresst und auf die Hauptbahn umgeladen wurde.

Simssee

München-Triest Teil 02: Aßling – Rosenheim

Zweiter Tag der „Aufwärmrunde“ für meine Alpenüberquerung. Nach 30°C gestern und Sonnenvorhersage für das ganze kommende Wochenende erinnert mich die Wettergöttin pflichtbewußt daran, daß eine Alpenüberquerung sicher nicht nur bei Sonnenschein stattfindet: Heute ist es deutlich kühler, und eine Stunde vor Rosenheim beginnt ein durchdringender Landregen. Bis zu diesem Regen allerdings zeigt sich das näherkommende Alpenpanorama mit Wendelstein und Kampenwand deutlich ab. So steigt die Vorfreude, und ich bin froh, heute schon nach 27 Kilometern im trockenen Zug zu sitzen.

Erster Alpenblick

München-Triest Teil 01: München – Aßling

Endlich ist es soweit: Ich will zu Fuß über die Alpen gehen! Und zwar auf der von Christof Herrmann entwickelten und dokumentierten Route „Salzburg-Triest“. Den ersten Teil von Salzburg nach Berchtesgaden bin ich vor einigen Jahren schon gegangen, also ist Berchtesgaden heuer mein Tor in die Berge.

Da ich in München wohne, entscheide ich mich von der Haustüre aus zu starten und erst einmal entlang der Bahnstrecke München-Salzburg in Richtung Berchtesgaden zu gehen. Das gibt Zeit zum Warmlaufen, letzte Tests von Ausrüstung und Kleidung, und einen sanften Übergang in das große Abenteuer: 28 Tage, 640 Kilometer und 23.000 Höhenmeter bis zum Mittelmeer.

Die erste von fünf Warmlauf-Etappen steht heute an: Immer an der Bahn entlang bis Aßling, mit dem Zug zurück und morgen dann weiter ab dort. Der Weg nach Aßling führt zunächst immer entlang der Bahnstrecke nach Rosenheim östlich aus der Stadt hinaus und durch den „Speckgürtel“. Hinter Zorneding (dem „Z“ meiner „A-Z“-Touren im Frühjahr) gehe ich ein Stück durch den Ebersberger Forst, sehe heute aber leider keine Wildschweine. Ab Kirchseeon fängt die typisch oberbayrische Moränenlandschaft an – immer leicht auf und ab, meist im schattenspendenden und daher sehr willkommenen Wald. Mittagspause in Grafing, dann geht es schon zum Endspurt. Ich gehe mit erhobenen Händen und dankbar ob der langen Hose durch von Komoot vorgeschlagene malerische Brennesselpfade, und gerate am Bahnsteig Aßling in meinen ersten Mückenschwarm der Saison. Note to Self: Autan fehlt noch in der Wanderapotheke!

Start in Trudering