München -Triest Teil 18: Rifugio Nordio Deffar – Tarvisio

So üppig das Abendessen, so italienisch (500m hinter der Grenze zu Österreich) das Frühstück. Egal, heute muss ich nicht so viele Kalorien bunkern, denn es gibt eine kurze Etappe, und meist noch bergab.

Zunächst geht es allerdings etwas hinauf, wo uns das Julische Alpen Panorama im Morgenlicht noch einmal ganz besonders schön präsentiert wird. Es sieht alles recht felsig und steil aus – da wollen wir durch?

Erst einmal wollen wir runter ins Tal nach Tarvisio kurz vor der slowenischen Grenze. Ein schöner Pfad tanzt zuerst immer zwischen Österreich und Italien hin und her, entscheidet sich dann für Italien und steigt in vielen Kehren durch Wald steil ab. In Tarvisio gönne ich mir erst einmal ein Eis, bevor ich das Zimmer beziehe. Ein guter Ort für den Ruhetag morgen.

Die Julischen Alpen im Blick

München -Triest Teil 17: Hermagor – Rifugio Nordio Deffar

Heute geht es das erste mal nach Italien, zum Rifugio Nordio Deffar. Doch vor ein Abendessen mit Rotwein, „Primi“ und „Secondi“ hat die Topographie noch etwas Schweiß gesetzt: 800 Höhenmeter, zum Glück noch durch Wald und Wolken, dann munteres Auf und Ab entlang des Karnischen Höhenwegs, dann noch einmal 500 Höhenmetern hoch zur Starhand-Hochfläche.

Von dort oben habe ich schon einen schönen Blick auf die Julischen Alpen in Slowenien, die ich in den nächsten Tagen durchqueren will. Von der Terrasse des Rifugios kommt auch schon die Nordwand des Triglav, dem höchsten Berg Sloweniens und Nationalheiligtum, in Sicht.

Das Abendessen hält, was ich mir am Morgen beim Aufstieg vorgestellt habe: Spaghetti Alio Olio, Gulasch mit Polenta, lecker Hauswein in Gesellschaft von drei Mitwanderern. So lässt es sich leben!

Italienischer Hüpfer

München -Triest Teil 16: Greifenburg – Hermagor

Erst zu kalt, nun zu warm. Wofür habe ich das Fleece gekauft? Zum Glück stand heute eine „Erholungsetappe“ an, lang aber ohne viele Höhenmeter.

Die 500 Höhenmeter kann ich gleich nach dem Frühstück bewältigen, wo es noch diesig und nicht ganz so warm ist. Nachmittags sind Gewitter angesagt, erst ab 13 Uhr, dann ab 16 Uhr, dann am späten Abend. Schön, da kann ich den langen Abstieg durchs Gitschtal bei Sonnenschein genießen.

Erst durch Wald, später durch Felder und Uferbewuchs, ganz zum Schluss im felsigen Graben gehe ich immer am Fluss Gössering sanft bergab bis nach Hermagor. Der Wanderhunger fordert „Falafelteller“, wie schön dass es direkt vor der Pfarrkirche mit Bergpanorama ein passendes Angebot gibt. The Trail provides!

Hermagor

München -Triest Teil 15: Feldnerhütte – Greifenburg

Der nächste 2000hm Abstieg. Über zwei Törls oder gleich Abstieg durch ein langes Tal? Das Wetter ist gut, und der alte Kuhhirte (der 39 Kühe auf über 2000m managed) hat gestern beim Bier vor der Hütte die Törls empfohlen.

Nun denn: Die ersten fünf Kilometer Törlweg entpuppen sich als ausgesetzte Kletterei über Steinfelder und schmale Wege am Hang. Ich brauche vier statt zwei Stunden, aber schön war’s doch

Nach dem Zwei-Seen-Törl wird der Weg angenehmer und verliert an Höhe. Meine später aufgestandenen Mitwanderer haben mich längst überholt, ich treffe sie am Turggerbach wieder, wo es kühle Getränke im Brunnen gibt. Auffallend viel Bier wartet im kalten Wasser, der Grund holt mich schnell ein: Knapp 20 Greifenburger haben auf ihrem höchsten Berg, dem Grafischen Tristen, ein Kreuz gesetzt, und sind nun durstig. Wohlverdient!

Nach einem Apfelstrudel bei Erna auf der Emberger Alm geht es die letzten 1200hm steil aber schön auf weichen Waldwegen hinab nach Greifenburg. Dort das übliche Talprogramm: Wäsche waschen, telefonieren, Komoot aktualisieren. Und essen, viel essen, Wanderhunger.

Abstieg

München -Triest Teil 14: Hugo-Gerbers-Hütte – Feldnerhütte

Heute steht laut Wanderführer die Königsetappe in der Kreuzeckgruppe an. Kurz, aber ständig ausgesetzt geht es Auf und Ab, teils neben, teils auf dem Grat, fast nie seilversichert. Ich habe gehörig Respekt, aber das Wetter ist gut, da will ich mir das Erlebnis nicht entgehen lassen.

Die ersten paar Kilometer gehen gut. Ich gehe langsam und jeden Schritt konzentriert setzend. Die Mitwanderer auf gleicher Strecke überholen, aber ich habe ja den ganzen Tag Zeit.

Kurz vor dem höchsten Punkt der Etappe, dem Hochkreuz auf 2702m, fängt es leicht an zu regnen. Das kann ich gar nicht brauchen, schnell weiter und Höhe verlieren.

Genau am Halbzeitpunkt steht doch tatsächlich ein Briefkasten, der sogar täglich geleert wird. Muss das Training jemandes im Berglaufteam der Österreichischen Post sein…

Oberhalb der 14 Seen wird es heftig ausgesetzt, jetzt helfen auch zwei Seilsicherungen beim Klettern. Einen Bogen noch, dann kommt endlich die Feldnerhütte in den Blick. Am Ziel werde ich sieben Stunden für gut neun Kilometer gebraucht haben. Trotzdem: Gute Entscheidung nicht schon abzusteigen, der Weg hat sich gelohnt!

Und die Feldnerhütte erst: Wir essen wie die Scheunendrescher (vier weitere Wanderer gehen meine Etappen auch), und es gibt sogar Whisky aus dem Fass. Fassstärke, mit Pipette und Quellwasser zum Verdünnen. Sehr lecker!

Ein Briefkasten am Grat

München -Triest Teil 13: Flattach – Hugo-Gerbers-Hütte

Oh Österreich, Land der Ost-West Täler! Die gestern verlorenen Höhenmeter geht es heute wieder hinauf. Zunächst führt mich der Weg allerdings ganz gemütlich ebenerdig durchs Mölltal. In Stall gibt es eine Müllermilch und zwei Kāsesemmeln zum Frühstück, auf einer Bank in schon kräftigem Sonnenschein.

Danach gilt: Berg hoch! Kehre für Kehre, gelegentlich Abkürzungen durch Wald, die im Tagesverlauf steigenden Temperaturen ausgeglichen durch Höhengewinn.

Zur Kaffeezeit erreiche ich endlich die Scharte. Jetzt noch zwei Kilometer auf und ab den Grat entlang, und erschöpft wie selten erreiche ich die Hugo-Gerbers-Hütte. Die ist super urig: Wasser nur an der Quelle, Plumpsklo, aber dafür atemberaubende Aussicht, gemütlicher Gastraum und lecker Essen.

Blick von der Hugo-Gerbers-Hütte

München -Triest Teil 12: Schutzhaus Neubau – Flattach

Vorfreude: Heute überschreite ich mit der Fragranter Scharte den Alpenhauptkamm und höchsten Punkt des Weges, und das Wetter ist gut!

Vom Schutzhaus zur Scharte sind 600hm zu steigen, die sehr abwechslungsreich sind. Seit dem 15. Jahrhundert wurde fast bis Schartenhöhe Silber- und Goldbergbau betrieben, die Überreste sieht man noch heute. So zieht sich ein schnurgerader Weg auf einem Wall nach oben, früher wurden hier Loren gezogen, heute müssen Wanderer selber gehen.

Hinter der Scharte geht der Blick weit, was auch besser ist, denn als Nahumgebung erschreckt das Sommerbild des Skizirkus Mölltaler Gletscher. Früher konnte man hier wohl auch im Sommer Skifahren, heute nur schnell durchlaufen.

Hinter dem Weißsee geht es auf den Sadnig Höhenweg. Auf einen Schlag wird es ruhig, bis auf die Warnlaute der Murmeltiere. Ich passiere einige schöne Seen und steige wieder an. An der Saustellscharte kann ich tief unten das Mölltal sehen, fast 2000hm unter mir. Da muss ich runter, es hilft alles nix. Also Podcast auf die Ohren, und zuerst ein fuss- und kniefreundlicher Abstieg über einen Wiesenpfad, dann Forstweg, dann Straße. Unten in Flattach ist es warm. Zu warm ist wieder auch nicht recht zum Wandern. Gut dass es morgen wieder für zwei Hüttentage hinauf in die Kreuzeckgruppe geht!

An der Fragranter Scharte

München -Triest Teil 11: Taxenbach – Schutzhaus Neubau

Heute geht es einen großen Schritt nach Süden, in Richtung Alpenhauptkamm. Zum Glück ist für die nächsten Tage gutes Wetter angesagt, da freue ich mich auf den höchsten Punkt der Überschreitung morgen.

Doch erst muss ich noch durchs Raurisertal durch und am Ende knapp 1000m zum Schutzhaus Neubau aufsteigen. Fast 40 Kilometer, da gehe ich früh los. Die Wirtin im Gasthof zur Post hat mir die Kaffeemaschine angelassen und Müsli bereitgestellt, so kann ich frohgemut kurz nach Sonnenaufgang los. Die Kitzlochklamm ist noch geschlossen und muss mit 200hm extra umgangen werden.

In Rauris kaufe ich eine Nussschnecke und ein Fleece-Langarm. Auch wenn das Wetter besser wird, für Touren über 2000m habe ich eine Schicht zu wenig mit. Dann geht es weiter, Tal und Wetter werden mit jedem Schritt schöner.

Der Aufstieg zur Hütte erfolgt schon im Nationalpark Hohe Tauern, mitten durch einen Urwald. Am Start gibt es eine Schleuse aus zwei Bäumen, durch die man mit einem 60-Liter Rucksack nicht durchkäme.

Ab etwa 3km und 400hm vor dem Ziel ist das Schutzhaus zu sehen. Dank toller Ausblicke hinab ins Raurisertal gehen diese schnell vorbei, und nach gut zehn Stunden kann ich die Wanderstiefel endlich ausziehen.

Schutzhaus Neubau

München – Triest Teil 10: Maria Alm – Taxenbach

Ein Blick aus dem Fenster und die im Frühstücksraum hilfreich in Dauerschleife laufenden Webcams der Seilbahn-Bergstationen machte die Entscheidung leicht: Der Aufstieg zum Hundstein erfolgt über die in Christofs Wanderführer vorerkundete Schlechtwetterroute. Ein schneller Aufstieg auf Almstraßen, verfolgt von Regenschauern und mit steigender Höhe zunehmend ungemütlichen Windböen.

Oben auf dem Sattel bläst es mich fast weg, der Regen fällt waagerecht, also nichts wie schnell wieder runter ins Tal nach Taxenbach. An der Pfarrachhohe stemmen sich drei Kreuze gegen den Wind – heute ein Fotomotiv ohne echten Hintergrund.

Steil über Wiesen, dann Wald, Forstwege und Straße geht es in Kehren die ganzen schönen Höhenmeter wieder bergab. Aber alles mit angenehmen Gefälle, und es wird wärmer je weiter ich ins Tal komme. Und die ganze Zeit Ausblick auf meine morgige Route in das Raurisertal.

Kalt und nass

München – Triest Teil 09: Ingolstädter Hütte – Maria Alm

Die Ingolstädter Hütte zeigt auch beim Frühstück puren Luxus: Müsli, warmes Brot, Schinken und vieles mehr. So gestärkt und bei trockenem Wetter kann ich die Querung des Steinernen Meers und anschließendem Abstieg wohl gelaunt angehen.

Die ersten sechs Kilometer fühle ich mich wirklich wie in einem Meer aus Stein. Kein Grün, der Wanderuntergrund ist abwechselnd Schotter und grosse Felsblöcke. Weder Nebel noch Schnee verdecken die zahlreichen rot weissen Markierungen, nur wenige und zum Glück nicht abschüssige Altschneefelder gilt es zu queren. So komme ich entspannt ans Riemannhaus, von dem sich ein atemberaubender Tiefblick hinab ins 1400m tiefer gelegene Maria-Alm bietet.

Der Abstieg verläuft im ersten Teil dann auch steil und ausgesetzt, aber mit immer gutem Weg und Seilsicherungen an allen kritischen Stellen. Der Weg ist ausgelegt für die jedes Jahr im September stattfindende Almer Wallfahrt, wo hunderte Leute teils in Tracht und mit Musikinstrumenten den Weg hinaufsteigen, vom Riemannhaus dann sogar noch weiter und wieder runter zum Königsee nach St. Bartholomä. Alles an einem Tag, Wahnsinnsleistung.

Ab dem Start der Materialseilbahn zum Riemannhaus wird aus dem schönen Pfad ein unangenehm steiler Schotterweg, dann Straße und die Zivilisation hat mich wieder. Nach drei Tagen Nationalpark fast ein seltsames Gefühl.

Abwärts nach dem Riemannhaus